Zyklus

Hormonfreie Verhütung: 4 Methoden im Überblick

Vor zwei Jahren stand ich vor der Frage: Hormonfrei verhüten: ja, aber wie? Und welche ist die beste Methode? Wenn du dich das auch fragst, dann bist du hier genau richtig. Ich gebe dir einen Überblick über 4 hormonfreie Verhütungsmethoden mit allen Vor- und Nachteilen.

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Warum hormonfrei verhüten?

  • Keine unschönen Nebenwirkungen (wie z.B. die der Pille -> Thrombose, Depressionen, geringere Libido, um nur wenige zu nennen).
  • Keine Hormone, die dein Körper nicht selbst produziert.
  • Auch der Übergang in einer gewollte Schwangerschaft lässt sich etwas einfacher gestalten, da der Körper sich nicht erstmal von den (meist) jahrelang künstlich hinzugeführten Hormonen befreien muss und mit Zyklusstörungen und/oder Gelbkörperschwäche zu kämpfen hat.

Einteilung der hormonfreien Verhütungsmethoden

  • Natürliche Verhütungsmethoden wie z.B. die Symptothermale Methode nach NFP (Natürliche Familienplanung).
  • Mechanische Verhütungsmethoden wie z.B. das Kondom, Diaphragma oder die Kupferkette.
  • Chemischen Verhütungsmethoden wie spermizide Cremes, Zäpfchen oder Tabletten.
  • Sterilisation bzw. Vasektomie


In diesem Beitrag gehe ich auf natürliche und mechanische Verhütungsmethoden ein.

Ich gebe dir einen Einblick in die folgenden Verhütungsmethoden und führe die Vor- und Nachteile dazu auf. Wenn dich nur eine Methode interessiert, hops direkt zu dem Punkt:

Symptothermale Methode nach NFP

Kupferkette, Kupferball und Kupferspirale

Diaphragma und Portiokappe

Kondom

Pearl-Index

Wenn es um Verhütungsmethoden geht, kommt man nicht an dem Begriff "Pearl Index" vorbei. Um es kurz und knapp zu halten, hier die wichtigsten Fakten zum Pearl-Index:

  • Benannt nach dem US-amerikanischen Wissenschaftler Raymond Pearl.
  • Indikator für die Sicherheit einer Verhütungsmethode.
  • Gibt an, wie viele von 100 Frauen innerhalb von eines Jahres trotz Anwendung der Verhütungsmethode schwanger werden.
  • Ein Beispiel: Die Pille hat einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9. Das bedeutet, dass 0,1 bis 0,9 von 100 Frauen trotz der Verhütung schwanger werden.
  • Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer die Verhütungsmethode.
  • Gilt nur als Richtwert, da die Berechnung des Pearl Index vereinfacht ist und nicht alle Faktoren, wie z.B. Anwendungsfehler oder Alter und Fruchtbarkeit der Frau, berücksichtigt. Insbesondere mit der korrekten Anwendung steht und fällt die Sicherheit eines Verhütungsmittels.

Symptohermale Methode nach NFP (Natürliche Familienplanung)


Was einige nicht wissen: Wir Frauen haben innerhalb eines Zyklus nur einen kleinen Zeitraum, in dem wir schwanger werden können. Dabei dreht sich alles um den Eisprung. In Summe kommen wir auf einen fruchtbaren Zeitraum von ungefähr 5 - 6 Tagen.

Und mithilfe der symptothermalen Methode nach NFP kannst du deine fruchtbare Tagen (rund um den Eisprung) des Zyklus identifizieren und an diesen Tagen auf Sex verzichten oder ein Kondom benutzen. An den unfruchtbaren Tagen ist ungeschützter Sex kein Problem. Die Methode erfordert allerdings eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Zyklus und den körperlichen Anzeichen.

Teilen wir den Begriff "Symptothermal" erst einmal auf:

"Sympto" bedeutet so viel wie das Erkennen und Deuten der Symptome, die du innerhalb des Zyklus zu den jeweiligen Zyklusphasen hast. Es wird insbesondere auf die Zervixschleimkonsistenz geachtet. Zusätzlich sind auch körperliche und psychische Symptome zu deuten (z.B. Mittelschmerz um den Eisprung herum). Desweiteren kann der Muttermund auf Höhe und Festigkeit geprüft werden und Aufschluss über die Fruchtbarkeit geben.

"Thermal" bedeutet nicht weiteres als die Messung und Auswertung der Basaltemperatur.

Scheint naheliegend oder? Bei der symptothermalen Methode müssen unbedingt beide Bereiche - also der "Sympto" und "Thermal"-Bereich - betrachtet werden.

Die wichtigsten Faktoren der symptothermalen Methode nach NFP sind die Basaltemperatur und der Zervixschleim:

Die Basaltemperatur ist die Temperatur, die dein Körper noch vor dem Aufstehen am Morgen hat - sozusagen das Tagesminimum deiner Körpertemperatur. Aus diesem Grund muss die Temperatur morgens direkt nach dem Aufwachen (noch vor dem Aufstehen!) gemessen werden, da die Temperatur steigt sobald du aufstehst und in den Tag startest. Die Basaltemperatur sinkt kurz vor dem Eisprung etwas ab und befindet sich nach dem Eisprung für den Rest des Zyklus auf einem hohen Niveau.

Der Zervixschleim verändert sich während des gesamten Zyklus von trocken, über feucht und cremig, bis hin zu glasig & spinnbar. Du beobachtest ihn am besten mehrmals täglich, z.B. immer, wenn du zur Toilette gehst.

Die Qualitäten werden wie folgt von niedrig bis hoch kategorisiert:

t

Empfinden: trocken, juckendes, teilweise unangenehmes Gefühl Aussehen: kein Zervixschleim erkennbar

Empfinden: nichts Aussehen: kein Zervixschleim erkennbar

f

Empfinden: feucht Aussehen: kein Zervixschleim erkennbar

​S

Empfinden: feucht oder nichts gefühlt

Aussehen: dicklich, weißlich, cremig, gelblich, milchig, (noch) nicht dehn- oder spinnbar

S+

Empfinden: fecht, nass, schlüpfrig Aussehen: glasig, dehnbar und spinnbar, wie rohes Eiweiß, kann rosa oder gelb-rötlich aussehen

Du erreichst die Qualität S+ um deinen Eisprung herum. Das heißt, du wirst zu Beginn deines Zyklus (nach deiner Menstruation) eher ein trockenes oder gar kein Gefühl haben. Je mehr du auf den Eisprung zusteuerst, wird die Konsistenz besser bis sie S+ erreicht.

Wie sich die Basaltemperatur und der Zervixschleim in den einzelnen Phasen des Zyklus entwickelt, liest du auch hier in meinem Beitrag über den weiblichen Zyklus.

In der NFP bestehen bestimmte Regeln zur Auswertung der Temperatur und der Symptome. Diese führe ich jedoch für die Interessierten von euch in einem neuen Beitrag auf, um den Beitrag an dieser Stelle nicht zu Beginn zu sprengen. :)

Der Pearl-Index beträgt bei korrekter Anwendung 0,4 bis 1,8.

Vorteile:

  • Absolut natürlich: Kein Einfluss von außen zugeführten Hormonen oder Gegenständen.
  • Auseinandersetzung mit dem weiblichen Zyklus.
  • Eine tolle Möglichkeit sich mit dem eigenen dem Körper auseinanderzusetzen.
  • Bei absolut korrekter Anwendung ein Pearl Index, der fast auf dem Niveau der Pille liegt.
  • Kostengünstig: Theoretisch brauchst du lediglich ein Thermometer (bei digitalen Thermometern ist darauf zu achten, dass sie zwei Nachkommastellen haben) - Die Kosten für ein gutes Thermometer liegen bei 5 bis 10 Euro.
  • Kein Einfluss auf die Sicherheit durch Einnahme von Antibiotika oder sonstigen Medikamenten.

Nachteile:

  • Auseinandersetzung mit dem Körper (für manch eine zu aufwändig).
  • Kein sofortiger Verlass, insbesondere nach dem Absetzen der Pille.
  • Disziplin bei täglicher Temperaturmessung und Feststellung der Qualität der Zervixschleims.
  • Disziplin bei zusätzlicher Verhütung während der fruchtbaren Zeit.
  • Notwendigkeit Überbrückungsmethoden (z.B. Kondom) in der fruchtbaren Zeit.
  • Erfordert routinierte Abläufe: Einfluss auf die Basaltemperatur haben u.a. Schichtarbeit, ungewohnt spätes zu Bettgehen, Krankheit (Fieber), ungewohnter Alkoholkonsum, Feiern, Große Mahlzeit am späten Abend) usw.

Kupferkette, Kupferball und Kupferspirale

Alle drei Varianten funktionieren im Grunde gleich: Sie werden in die Gebärmutter eingesetzt und enthalten Kupfer, welches die Spermien abwehrt bzw. inaktiv macht. Sie müssen durch deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin bzw. Spezialisten eingesetzt werden und wirken über mehrere Jahre, ohne dass täglich an die Verhütung gedacht werden muss. Eine vorzeitige Entfernung ist natürlich jederzeit möglich.

Bei der Kupferkette wird ein chirurgischer Faden, an dem Kupferglieder hängen, anhand eines kleinen Hakens in die Gebärmutterwand verankert. Die gesamte Länge der Kupferkette unterscheidet sich - je nach Größe der Gebärmutter - in zwei Größen: 2 cm oder 3 cm. Die Wirkungsdauer der Kupferkette beträgt bis zu 5 Jahre.

Der Kupferball wird nicht in der Gebärmutter verankert. Er besteht zunächst aus einem speziellen Draht, an dem kleine Kupferperlen hängen. Dieser wird in deine Gebärmutter gelegt und dort formt er sich zu einem Ball von ca. 1,5 cm Durchmesser, welcher über die gesamte Wirkungsdauer in der Gebärmutter verweilt. Wie bei der Kupferkette, liegt die Wirkungsdauer des Kupferballs bei bis zu 5 Jahren.

Die Kupferspirale wird ebenfalls nicht in der Gebärmutterwand verankert, sondern in die Gebärmutter eingesetzt. Sie hat eine T- oder Ankerform und einen Durchmesser von 2,5 bis 3,5 cm. Die Kupferspirale kann je nach Modell sogar eine Wirkungsdauer von bis zu 10 Jahren haben.

Insbesondere die Kupferkette und der Kupferball sind aufgrund ihrer Größe und Flexibilität für junge Frauen und Frauen mit einer kleineren Gebärmutter gut geeignet.

Pearl-Index:

Der Pearl-Index der Kupferkette liegt bei 0,1 - 0,5.

Der Pearl-Index der Kupferspirale und des Kupferballs liegt bei 0,3 - 0,8.

Vorteile:

  • Man muss sich nicht täglich mit der Verhütung (z.B. Einnahme oder Temperaturmessung) beschäftigen.
  • Lange Wirkungsdauer und eine hohe Wirksamkeit bzw. Zuverlässigkeit.
  • Die Kupferkette und der Kupferball eignen sich auch für kleinere Gebärmutterhöhlen und Frauen, die noch keine Schwangerschaft hinter sich haben. Aus diesem Grund sind sie eine gute Alternative für junge Frauen (über 16 Jahre), die in den nächsten Jahren keine Schwangerschaft planen.
  • Kein Risiko durch Einnahme- oder Anwendungsfehler.

Nachteile:

  • Je nach Lebensplanung kann die Wirkungsdauer zu lang sein.
  • Die Kosten sind im Vergleich zu anderen Methoden relativ hoch (jedoch einmalig). Sie können bei 180 - 400 Euro liegen.
  • Ein Abstoßen durch die Gebärmutter möglich (bei ca. 1 von 20 Frauen der Fall).
  • Besonders bei der Kupferspirale können Probleme mit der Regelblutung und mit Zwischenblutungen sowie mit Menstruationsbeschwerden auftreten.
  • Erhöhtes Risiko einer Eileiter- oder Gebärmutterinfektion nach dem Einsetzen.


Diaphragma und Portiokappe

Beide Verhütungsmethoden verhindern mithilfe einer Barriere - welche den Muttermund verdeckt - das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter.

Das runde bzw. oval förmige Diaphragma besteht aus Latex oder Silikon und einem Federring. Es wird bis zu zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr durch die Anwenderin durch die Vagina eingeführt und über den Muttermund gestülpt. So wird der komplette Muttermund verdeckt und es können keine Spermien eindringen. Um die Sicherheit der Methode zu erhöhen, wird zusätzlich ein spermizides Gel verwendet. Das Diaphragma muss mindestens 8 Stunden und maximal 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr am Muttermund bleiben.

Die aus Hartgummi, Plastik oder Latex bestehende Portiokappe sieht aus wie ein kleiner Hut und wird ebenfalls bis zu zwei Stunden vor dem Akt über den Muttermund gestülpt. Dort saugt sich die Portiokappe fest und sitzt daher etwas fester als ein Diaphragma. Die Portiokappe wird mit einem spermiziden Gel verwendet und sollte mindestens 8 Stunden, aber längstens 48 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr an Ort und Stelle bleiben.

Das Diaphragma wie auch die Portiokappe gibt es in unterschiedlichen Größen. Die richtige Größe kann und sollte durch deine Frauenärztin oder deinen Frauenarzt ermittelt werden. Zudem sollte die Größe alle zwei Jahre überprüft und ggf. angepasst werden.

Der Pearl-Index eines Diaphragmas liegt bei 1 - 20. Die Portiokappe hat einen Pearl-Index von 9 - 16.

Vorteile:

  • Beide Methoden können bei Bedarf getragen werden und eignen sich in der Regel eher für Frauen, die nur gelegentlich Geschlechtsverkehr haben.
  • Anschaffungskosten mit etwa 30 - 70 Euro verhältnismäßig preiswert. Zu beachten sind jedoch die laufenden Kosten für das Gel von etwa 7 - 10 Euro pro Tube.

Nachteile:

  • Das spermizide Gel ist ein chemisches Verhütungsmittel - manch eine möchte darauf verzichten.
  • Die Größe der beiden Methoden sollte alle zwei Jahre überprüft und ggf. angepasst werden.
  • Auch nach einer Schwangerschaft oder größeren Gewichtsschwankungen sollte die Größe überprüft und ggf. angepasst werden.
  • Nichts für spontanen Geschlechtsverkehr.
  • Die Sicherheit ist stark abhängig von der richtigen Größe und dem korrekten Sitz.
  • Das Einsetzen bedarf etwas Übung.
  • Einige Frauen, die diese Verhütungsmethoden verwenden, neigen eher zu Blasenentzündungen.

Kondom

Kommen wir nun zum guten alten Kondom. Und endlich können sich die Männer in Sachen Verhütung beteiligen.

Das Kondom ist das einzige Verhütungsmittel, das nicht nur eine ungewollte Schwangerschaft verhindern kann, sondern auch vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten schützt. Damit ist es eines der wichtigsten Verhütungsmittel.

Der Pearl-Index des Kondoms liegt bei 2 - 12.

Vorteile:

  • Schützt vor Übertragung von Geschlechtskrankheiten.
  • Beteiligung des Mannes in Sachen Verhütung.
  • Bei korrekter Anwendung und Größe recht sicher.
  • Gute Möglichkeit Überbrückung nach Absetzen der Pille und in der fruchtbaren Zeit während des Zyklus (siehe NFP).

Nachteile:

  • Beeinträchtigung der Sicherheit durch falsche Größe und Anwendungsfehler.
  • Muss immer dabei sein, wenn die Lust einen überkommt.
  • Das Material kann allergische Reaktionen hervorrufen.

Welche hormonfreie Verhütungsmethode ist die beste?

Das kann man pauschal natürlich nicht sagen. Wie so oft muss das jede Frau für sich entscheiden - zu berücksichtigen sind auf jeden Fall die persönlichen Lebensumstände, finanzielle Aspekte, die Frage nach der "Einfachheit" der Anwendung, nach dem Schutz vor Geschlechtskrankheiten, die Häufigkeit des Wechsels der Sexualpartner, Dauer der Wirksamkeit etc.

Solltest du über eine hormonfreie Verhütungsmethode nachdenken, lass dich am Besten zuerst einmal von deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt beraten. Beispielsweise muss deine Gebärmutterhöhle ausgemessen werden, um festzustellen, ob rein anatomisch eine Kupferspirale überhaupt in Frage kommt. Interessierst du dich für die Kupferkette? Hierzu gibt es deutschlandweit spezialisiertes Fachpersonal - schau dich dazu einfach auf der Seite der "Gynefix" um (Werbung unbeauftragt, da Markennennung).

Love, Franzi

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